Die Wegwerfkuh bei „Hart aber fair“
Am 6.12. diskutiert Frank Plasberg in hart aber fair über das „elende Leben der Steaks. Was ist uns gutes Fleisch noch wert?“. Ich bin eingeladen, um über meine Recherchen zur „Wegwerfkuh“ zu berichten.
In den letzten Tagen war ich zu Lesungen bei ostfriesischen und oberbayrischen Milchbauern eingeladen und habe dort ihre Verzweiflung und Wut über die Situation auf dem Milchmarkt gespürt. Die Milchbauern produzieren seit Monaten Milch für weniger als 30 Cent pro Liter – das sind Preise weit unter den Erzeugungskosten. Anders gesagt: Für jeden Liter Milch, den sie verkaufen, zahlen sie etwa 10 Cent drauf. Sie zahlen sozusagen Eintrittsgeld, wenn sie morgens in den Stall kommen und ihre Arbeit machen.
Ich freue mich sehr auf die Diskussion morgen – denn es gibt ja Wege, das besser zu machen! Und die Wege führen vor unsere Haustür!
Wir müssen nicht Milch für den Weltmarkt produzieren und mit australischen Milchproduzenten konkurrieren, die jedes Jahr 700 000 männliche Kälber kurz nach oder während der Geburt als unnütze Wegwerfkälber schlachten. Und die deutschen Schweinemäster dürfen auch nicht mit US-amerikanischen Schweinefleischproduzenten um die Wette mästen, denn die spülen die ihre Gülle in Lagunen vor dem Stall aufbewahren, bis das nächste Hochwasser sie ins Grundwasser spült. Was in Europa Gottseidank undenkbar ist. Deshalb dürfen wir nicht versuchen, unsere Landwirtschaft weltmarktfähig zu machen, denn wir wollen unsere Tier- und Umwelt- und Klimaschutzstandards ja verbessern und nicht absenken.
Wir brauchen vielmehr regionale Lebensmittelkreisläufe mit großer Nähe und Transparenz, damit die Leute sehen können, wie Milch und Fleisch produziert werden und warum sie mehr zahlen müssen, wenn sie wollen, dass es den Tieren gut geht. Und wir brauchen eine Politik, die garantiert, dass der Mindestlohn für alle gilt – auch für Landwirte!