Tierärzte kritisieren den Umgang mit Milchkühen

„Ich glaube, die haben Ihr Buch gelesen“, schrieb mir der österreichische Biomilchvermarkter Ernst Halbmayr, und er meinte die Tierärzte, die bei der letzten AVA-Tagung die Göttinger Erklärung zur Milchproduktion verabschiedet haben.

Die AVA, die Agrar- und Veterinär-Akademie, hat sich  in diesem Jahr die Gesundheit der Milchkühe vorgenommen und die

Göttinger Erklärung 2014 zur Milchproduktion

dazu verabschiedet. Und sie bestätigt, was ich in meinem Buch „Die Wegwerfkuh“ beschrieben habe. Das ist eine Bestätigung für meine Recherchen, auch wenn der Anlass traurig ist.

„Es besteht kein Zweifel, dass die erfolgte Steigerung der Milchleistung mit hohen leistungsbedingten Erkrankungsraten (≥ 60 % aller Kühe pro Laktation) und daraus resultierenden frühen Abgängen verbunden ist. Die zurzeit sich ergebende Nutzungsdauer von < 3 Laktationen erfolgt vor dem Leistungsoptimum der Kühe in der 4. – 6. Laktation und vor der ökonomisch optimalen Laktationszahl von 6 – 7 Laktationen.“

Auf deutsch und in einfach: Zu viel Milch geben macht die Kühe krank. Zur Zeit bleiben die meisten Kühe gerade mal drei Jahre im Melkstand und werden schon aussortiert, bevor sie ihr biologisches Leistungsoptimum erreicht haben. Das ist nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch ökonomisch fragwürdig: Denn es kostet ja Geld, aus kleinen Kälbern Milchkühe zu machen, und wenn man sie nur kurz nutzt, haben sich die Kosten für ihre Aufzucht nicht gelohnt.

Natürlich gibt es auch Hochleistungsmilchbauern, die beides schaffen: eine ganz hohe Milchleistung und gesunde Kühe. Doch das geht nur mit viel Aufwand und vielen Futterzusatzstoffen.

Und die Frage bleibt: Warum Hochleistungssport mit Kühen, wenn zu viel Milch auf dem Markt ist? Warum nicht weniger Milch produzieren mit gesünderen Kühen?

In jedem Fall brauchen wir bessere Milchpreise für die Bauern und eine bessere Kennzeichnung, damit alle Konsumenten im Laden auch die Milch der gesunden Kühe finden können.