Make humanity great again!

Die Schriftstellerin Sibylle Berg hat geschrieben: „Viele Menschen leben gerne in einer Demokratie. Sie sitzen aber nur zu Hause rum, gucken Serien und twittern ab und zu was Kritisches. Ob das reicht?“

Damit hat sie uns am Sonntag morgen beim Frühstück aufgeschreckt, als sich gerade die Weltlage zwischen Rührei und Erdbeermarmelade geschoben hat: Trump verweigert Menschen aus sieben muslimischen Ländern die Einreise in die USA.

Unsere Reaktion über den neue US-Präsidenten, wie so oft: Schweigen, staunen und wundern. Und dann empören wir uns. Im Wohnzimmer. Ich muss an Sibylle Bergs Warnung denken und gucke mich an: Ich sitze auch gerade zu Haus rum und twittere nicht mal was Kritisches, sondern denke es nur. Noch schlimmer.

Sibylle Berg hat auch gefragt: „Was habt ihr gemacht, fragen junge Menschen in zehn Jahren, wenn sie in einer Diktatur leben, auf einem kollabierenden Planeten. Och, ich hab mich ein bisschen aufgeregt.“

Es ist an der Zeit, was zu tun, das ist klar, aber was?

Die Zeitungen sind voll von Aufrufen. Auf Spiegel Online hat der Blogger Sascha Lobo klar gestellt: „Sagen Sie nicht, man hätte es nicht wissen können. Denn Sie hätten.“ Er hat sich die komplette Rede des AfD-Nationalisten Bernd Höcke angeguckt, in er Höcke das Holocaust-Denkmal in Berlin als Schandmal bezeichnet – das Denkmal, nicht den Holocaust. Und er hat Trumps Twitter-Nachrichten gelesen. Jeder soll das tun, sagt Lobo, damit keiner hinterher sagen kann, er hat es nicht gewusst.

Diese Ausrede gibt es nicht mehr.

Also Action! Es ist Sonntag kurz vor zwölf! Eine Stunde später treffe ich zwei Freundinnen vor dem US-amerikanischen Konsulat in Hamburg. Sie kommen mit einer alten Tischdecke mit Kaffeeflecken. Zusammen sprühen wir darauf: „Make humanity great again!“ Macht die Menschlichkeit wieder groß! Nicht „America“. Die Menschlichkeit! Damit stellen wir uns vors Konsulat.

Es kommen nur Jogger vorbei, die nicht mal lesen, was wir geschrieben haben, im Konsulat ist eh niemand am Sonntag, nur die Wache davor interessiert sich für uns. Drei Frauen und ein Plakat, das ist eine politische Versammlung, erklären sie uns, muss angemeldet werden, ist nicht verboten. Wir machen ein paar Fotos, falten die Tischdecke zusammen und gehen wieder nach Hause. Am Dienstag habe ich meinen Kommentar für den WDR über diese Mini-Demo. Ob das jetzt geholfen hat?

Mein Zwischenfazit zur Rettung der Demokratie in unruhigen Zeiten: Erstes: Es ist an der Zeit, was zu tun. Zweites: Ich weiß nicht was.

Vorschläge bitte gerne mailen!