„Wellness oder Stress – sollen Kühe auf die Weide?“

01.06.2018

Das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein erforscht zur Zeit, wie sich Weidehaltung auf Kühe auswirkt. Also ob es gut ist für Kühe, auch Gras zu fressen. Vom Boden.

Elite Online, das Fachmagazin für Milchviehhalter, berichtet darüber:

„Aber wie gut ist es wirklich für Milchkühe, wenn sie einen Teil des Tages auf der Weide verbringen? Wie wirkt sich der tägliche Gang auf die Weide auf die Leistung, das Verhalten und das Wohlbefinden der Kühe aus? Und ist die Mehrarbeit überhaupt lohnenswert? Auf all diese Fragen soll ein aktueller Versuch der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Antworten finden.“

Der Titel des Textes bei Elite online lautet: „Wellness oder Stress – sollen Kühe auf die Weide?“

Ziel der Untersuchung: das Wohlbefinden der Tiere und Wirtschaftlichkeit der Weidehaltung für die Bauern zu erforschen.

Dazu Elite online: „Die Landwirtschaftskammer geht davon, dass Milchkühe auf der Weide weniger Milch geben als im Stall (die ersten Daten bestätigen diese Hypothese), weil es für die Tiere anstrengender ist, vom Boden zu fressen. Und wer weniger frisst, produziert weniger Milch.“

Vom Boden zu fressen ist zu anstrengend für Kühe?

Eine kleine Einordnung: Die Kuh wurde vom Menschen domestiziert, weil sie die wunderbare Eigenschaft hat, aus Gras Milch zu produzieren und damit die Menschen mit Eiweiß zu versorgen – auch dort, wo der Boden zu karg ist für Ackerbau.

Die Kuh mit ihren vielen Mägen und den Mikroben, die darin wohnen, ist perfekt daran angepasst. Sie ernährt sich ausschließlich von Gräsern und Kräutern und bleibt dabei gesund. Erst die Hochleistungslandwirtschaft hat damit begonnen, Milchkühe mit konzentriertem eiweißreichen Kraftfutter zu füttern (Stichwort Soja aus Amerika, auch aus abgeholztem Regenwald). Das hat die Milchleistung der Kühe sagenhaft gesteigert, allerdings auch ihre Anfälligkeit. Immer wieder zeigen Studien, dass ein erheblicher Teil der Hochleistungskühe krank ist. So viele, dass es vielen  Landwirten gar nicht mehr als unnormal auffällt.

Dummerweise hat diese extreme Leistungsbereitschaft der Milchkühe zu einem Überangebot an Milch geführt – was wiederum dazu führt, dass die Milchbauern je nach Weltmarktpreis für ihre Arbeit über Monate hinweg kein Geld bekommen.

Wenn nur ein ganz klein wenig mehr Milch auf dem Markt angeboten wird, als die Molkereien verarbeiten, fällt der Preis. Vor allem der Bund Deutscher Milchvieh sucht deshalb händeringend nach einer Möglichkeit, die Milchmenge zu reduzieren.

Gleichzeitig klagen Naturschützer: Wir brauchen Grünland, also die Weiden von Kühen, weil dort die Biodiversität viel höher ist als auf intensiv bewirtschafteten Äckern! Stichwort: Bienensterben, Insektensterben.

Könnte es also nicht sinnvoll sein, die Kuh in ihrer natürlichen Umgebung zu halten? Auf dass sie weniger Milch gibt, so dass sie gesünder wird und die Preise steigen?

Wäre das nicht – irgendwie – vernünftig?

Statt zu erforschen, ob die Weide die Kühe krank macht?

Aber vielleicht ist ja was dran. Vielleicht macht es den Kühen Stress, immer rein und raus gehen zu müssen. Und die ganzen Fliegen und Zecken.

Vielleicht sollte die Landwirtschaftskammer nach dem Versuch mit den Kühen auch untersuchen, wie sich Draußenspielen auf das Wohlbefinden von Kindern auswirkt. Beim täglichen Gang auf den Spielplatz verlieren sie bei hohem Unfallrisiko schließlich wertvolle Lernzeit. Anstrengender ist das Draußensein sicherlich auch. Und wer weiß, ob der Stress nicht die Nahrungsaufnahme minimiert und damit das Wohlbefinden mindert? Wenn man also 36 Schulkinder auf den Spielplatz schickt und 36 am Schreibtisch oder auf dem Sofa lässt, könnte es sein, dass die Testgruppe Spielplatzkinder mehr Verletzungen davon trägt?

Bevor jemand urteilt, was wirklich für die Kinder besser ist, sollten wir unbedingt die Forschungsergebnisse der Studie abwarten: „Wellness oder Stress: Sollen Kinder auf den Spielplatz?“. Und bis dahin die Kinder vorsichtshalber im Haus lassen.