Endlich! Am Montag erscheint mein neues Buch: Das Sterben der anderen

23.08.2019

Vor zwei Jahren habe ich mich auf die Suche nach den Heuschrecken gemacht. Mein Sohn, damals noch vier, hatte eine Grille zirpen gehört, und war völlig überrascht von dem Geräusch. Und ich wiederum konnte nicht fassen, warum er überrascht war.

 

In diesem Moment habe ich verstanden, was Insektensterben bedeutet. Die Welt, in der die Erwachsenen von heute geboren wurden, gibt es nicht mehr. Was vor drei, vier Jahrzehnten zur ganz gewöhnlichen Vielfalt der Felder, Wiesen und Wälder gehörte, ist größtenteils verschwunden. Unsere Welt ist ärmer geworden, monotoner – und deshalb gefährlicher.

Ich wollte recherchieren, wo die Insekten geblieben sind, aber ich habe schnell gemerkt, dass der Fokus viel zu eng ist. Es geht nicht nur um Heuschrecken oder um Insekten, es geht nicht um einzelne gefährdete Arten, sondern um alle Tiere und Pflanzen. Es geht um ganze Ökosysteme. Es geht darum, dass Wissenschaftler nüchtern diagnostizieren, dass wir Zeitzeugen eines gigantischen globalen Massensterbens sind. Wie es zuletzt vor 66 Millionen Jahren geschehen ist, die die Dinosaurier verschwanden. Damals war es ein Meteorit, der das Leben auf der Erde beinahe ausgelöscht hat. Heute sind es die Menschen, die das Überleben ungezählter Arten gefährden. Und damit auch ihr eigenes Überleben.

Es hat mich sehr beunruhigt, was ich in den letzten beiden Jahren zum großen Artensterben recherchiert habe. Wieviel Vielfalt ums uns herum verloren geht, ohne dass wir es richtig bemerken. Wie einig sich die Wissenschaftler sind, dass wir auf einen Zusammenbruch zusteuern. Und wie lethargisch wir diese Erkenntnis lange aufgenommen haben oder schlicht überhört haben.

Doch der Widerstand beginnt sich zu regen, am Freitag auf den Straßen, bei den Volksbegehren für Artenvielfalt, bei der Extinction Rebellion, bei allen, die Greta Thunberg folgen oder dem Youtuber Rezo. Und auch in kleinen Gärten und auf vielen Bauernhöfen.

Ich wünsche mir sehr, dass mein Buch hilft, diese Widerstandsbewegung zu beschleunigen. Dass viele verstehen, dass es hier nicht um Honigbienen und seltene Vögel geht, sondern ums Überleben. Und dass jetzt die Zeit zum Handeln ist.