NRW-Umweltminister Krischer beantwortet unseren Offenen Brief!

Große Freude:

NRW-Umweltminister Oliver Krischer hat auf unseren Offenen Brief geantwortet, für unseren Einsatz gedankt und einiges klargestellt, was alle wissen sollten, die beim Bürgerentscheid über den Nationalpark wissen sollten:

– Ja, die Menschen machen mit und sie dürfen rein, in den Nationalpark, auch mit Fahrrädern und Pferden.

– Nein, der Nationalpark wird nicht aus dem Etat für Kitas und Grundschulen finanziert. Und er wäre ein Gewinn für die Region Ostwestfalen/ Lippe.

Klar, wer nicht in den Kreisen Höxter und Paderborn wohnt, wird das seltsam finden, dass ein Minister solche Selbstverständlichkeiten extra betonen muss. Doch die Plakate und Banner, die überall in den Städten und Dörfern an der Egge hängen, suggieren das Gegenteil.

Deshalb haben wir uns über die Klarstellung sehr gefreut. Aber lest selbst!

 

Ministerium für Umwelt,
Naturschutz und Verkehr
des Landes Nordrhein-Westfalen
Der Minister
www.umwelt.nrw.de

Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW – 40190 Düsseldorf

An die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner
des offenen Briefes zum Bürgerentscheid
über einen Nationalpark Egge

Bürgerentscheid über einen Nationalpark Egge

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Erfahrungen der bestehenden 16 Nationalparke in Deutschland zei-
gen, dass diese Großschutzgebiete vor allem dann ein Erfolg sind, wenn
sie mit den Menschen der jeweiligen Region gemeinsam entwickelt wer-
den. Nur durch die Menschen vor Ort kann die Schutzgebietskategorie
Nationalpark mit Leben gefüllt werden. Deswegen danke ich Ihnen herz-
lich für Ihren offenen Brief und Ihr Engagement für einen Nationalpark
Egge.
Auch ich freue mich darüber, dass die Menschen in den Kreisen Höxter
und Paderborn nun die Chance haben, durch Ihr Votum Naturschutzge-
schichte zu schreiben. Aber auch ich habe mit Bedauern festgestellt, dass
teilweise Unwahrheiten in Umlauf gebracht werden. Daher möchte ich ei-
nige wichtige Punkte hier noch einmal darstellen.
Menschen sind in Nationalparken ausdrücklich erwünscht, das Naturer-
lebnis ist sogar eine gesetzliche Aufgabe der Nationalparke. National-
parke sind rund um die Uhr kostenlos zugänglich. Ein Wegekonzept für
einen Nationalpark Egge würde gemeinsamen mit der Region erarbeitet
und böte Chancen, das bestehende System von Wander-, Rad- und Reit-
wegen qualitativ auf ein neues Nivau zu heben und weiterzuentwickeln.

Seite 2 von 3
Ministerium für Umwelt,
Naturschutz und Verkehr
des Landes Nordrhein-Westfalen
Der Minister

Durch die Einrichtung eines zweiten Nationalparks werden keine Steuer-
mittel von anderen Projekten abgezogen. Es gibt keinerlei Zusammen-
hang zwischen der Finanzierung von Nationalparken und der Finanzie-
rung von Schulen, Kitas, Digitalisierung und sonstiger Infrastruktur. Für
die Einrichtung eines zweiten Nationalparks wird Personal aus dem Lan-
desbetrieb Wald und Holz genutzt, das bereits jetzt im Landesdienst
steht.
In einem Nationalpark könnte die Region z. B. durch einen kommunalen
Nationalparkausschuss direkt über wichtige Entscheidungen – wie bei-
spielsweise das Wegekonzept – mitentscheiden. Auf diese Weise hätten
die Menschen vor Ort mehr Einfluss auf die Weiterentwicklung der Egge
als aktuell.
Alle bestehenden 16 Nationalparke in Deutschland bringen Fördermittel
in ihre Region und stärken die regionale Wertschöpfung. Tourismus und
die von ihm profitierenden Gewerbe sowie der Imagegewinn für eine Na-
tionalparkregion sorgen für Umsatzsteigerungen und Steuermehreinnah-
men in den Kommunen. Für Erzeugerinnen und Erzeuger regionaler Pro-
dukte ergeben sich neue Vermarktungsmöglichkeiten. Von Verbesserun-
gen im ÖPNV profitieren die Menschen in ihrem Alltag ganz direkt.
Von Seiten der Landesregierung werden nur Waldflächen in den Natio-
nalparkprozess eingebracht, die bereits in Landesbesitz sind. Flächen
Dritter können nur auf ausdrücklichen Wunsch der Eigentümerinnen und
Eigentümer Teil des Nationalparks werden. Landwirtschaftliche Flächen
sind nicht betroffen.
Es gibt keinerlei Pufferzonen. Die Entwicklung von Siedlungen und Ge-
werbe würde durch einen Nationalpark Egge nicht mehr beeinflusst wer-
den, als sie es jetzt durch die Existenz und die verschiedenen Schutzstati
des Waldes werden. Aus einem Nationalpark ergeben sich keine Aufla-
gen für die Landwirtschaft. Land- und Forstwirtschaft können bis an die
Grenze des Nationalparks genauso wirtschaften wie bisher.
Von Nationalparken geht keine Brandgefahr aus. Mit der lokalen Feuer-
wehr werden Brandschutzkonzepte erarbeitet, die Gefahrenabwehr wird
gewährleistet. Die Feuerwehren haben im Brandfall selbstverständlich
weiterhin Zugang zum Nationalpark. Die notwendigen vorbeugenden

Seite 3 von 3
Ministerium für Umwelt,
Naturschutz und Verkehr
des Landes Nordrhein-Westfalen
Der Minister

Maßnahmen, wie bspw. die Gewährleistung der Zugänglichkeit, werden
identifiziert und umgesetzt.
Die Wälder der Egge stehen bereits jetzt größtenteils in der einen oder
anderen Form unter Naturschutz. Die Vielzahl an Lebensräumen, die un-
terschiedlichen Waldtypen, Felsen, Höhlen, Moore, Quellen und Fließge-
wässer, die unter anderem aufgrund der außergewöhnlichen geologi-
schen Verhältnisse entstehen konnten, sind von herausragender Bedeu-
tung für den Naturschutz. Die Voraussetzungen für einen Nationalpark
werden in der Egge in besonderer Weise erfüllt. Ein Nationalpark verfolgt
im Gegensatz zu anderen Schutzgebieten das Ziel, die Natur wieder sich
selbst zu überlassen. Der Naturschutz in der Egge würde durch diesen
Ansatz besonders gestärkt und es ergäbe sich eine Chance, dieses Juwel
an nachfolgende Generationen weiterzugeben.
Jeder bislang bestehende Nationalpark in Deutschland ist aus Sicht des
Naturschutzes und aus Sicht der Wirtschaft und der gesamten Bevölke-
rung ein Gewinn für die Region. Dies ist durch umfangreiche wissen-
schaftliche Untersuchungen belegt. Aus diesem Grund haben wir uns als
Landesregierung entschieden, dass wir einen zweiten Nationalpark in
Nordrhein-Westfalen ausweisen wollen. Ich würde mich sehr freuen,
wenn die Menschen in den Kreisen Höxter und Paderborn sich für einen
Nationalpark in ihrer Region aussprächen.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Krischer